HTC S740 Smartphone

(30.11.2008 00:00 CET)

Wer vor einigen Jahren prognostiziert hätte, dass ein Großteil der mobilen Geräte im Jahr 2008 sowohl mit einem Telefonmodul als auch mit einem GPS ausgestattet sind, der wäre wahrscheinlich als Phantast fern der Realität eingeordnet worden. Nichts desto Trotz ist der Stand heute genau der: Mehr und mehr Funktionen wandern in ein einziges mobiles Gerät. Damit einher geht aber auch ein enger Anforderungskatalog für die Bedienung des Geräts, und der beinhaltet meist auch ein Touchscreen. In der Konsequenz ist die Zahl der echten Smartphones, also der Mobiltelefone mit Nummerntastatur und ohne Touchscreen, massiv zurück gegangen, und so scheint es ein mutiger Schritt von HTC, die Diamond-Reihe durch das HTC S740 um ein solches Smartphone zu erweitern.

Mutig vor allem auch deshalb, weil das Design des S740 alles andere als "normal" ist. Das Gerät ist durch seine integrierte Tastatur mit 16,3 mm so dick wie ein Sony Ericsson XPERIA X1, mit 43,4 mm Breite zwar ein wenig schmaler und mit 116,3 mm Länge ein wenig länger. Der erste Eindruck, der von fast allen Anwendern beim Erstkontakt kommuniziert wird: "Oh, eine Fernbedienung!". Man kann sich momentan des Eindrucks nicht erwehren, dass die Designer bei HTC sich auf die Fahne geschrieben haben, "unübliche Geräte" zu entwerfen.

Um die Zugehörigkeit zur Diamond-Reihe verdeutlichen, hat das S740 die vom Touch Diamond bekannte facettenartig geschliffene Rückenplatte. Keine Frage: Das HTC S740 ist ein Designobjekt, und Gefallen oder Nichtgefallen scheiden sich bei solchen Geräten immer am persönlichen Geschmack.

Wer anhand der Einordnung als Smartphone auf eine geringere technische Ausstattung schließt, der irrt: ein 528 MHz Qualcomm MSM 7225 Prozessor, 256 MB RAM und ROM, das sind Leistungsdaten, die auch für die "größeren Brüder" mit Touchscreen schon ordentlich sind. Diese Ausstattung macht sich wohltuend im Betrieb bemerkbar, sei es beim Ausschieben der Tastatur und der damit einhergehenden Bildschirmdrehung, sei es in Navigationsanwendungen wir Route 66. Einzig in den Menüs kommt es manchmal zu Verzögerungen im Aufbau der Seite.
Das QVGA-Display mit 320*240 Bildpunkten ist klar und scharf, Bilder, Texte, Grafiken, all das ist in fast allen Umgebungslichtbedingungen gut lesbar, lediglich in strahlender Sonne schwächelt es ein wenig. Auch wenn die Auflösung mittlerweile bei Smartphones auch zum Standard gehört, durch die Komprimierung der Bildinformationen auf 2,4 Zoll Diagonale wirkt das dargestellte Bild fast wie ein Foto.

HTC hat versucht, die Informationsvielfalt seines TouchFLO und TouchFLO3D auch in den Homescreen des S740 zu integrieren, leider ist man dabei nur teilweise erfolgreich gewesen. Im Gegensatz zu einem Pocket PC (Phone) ist der Homescreen eines Smartphones nicht flexibel mit Plugins bestückbar, sondern ist grob gesprochen eine XML-Datei, die die einzelnen Elemente platziert. Aus diesem Grund können die einzelnen Elemente nicht frei auf dem Bildschirm bewegt werden, eine Tatsache, die schon bei den ersten Versionen von TouchFLO 3D für Frust sorgte. Im Fall des S740 finden sich viele Informationen wie die allseits beliebte Wettervorhersage, die Profile, Nachrichten, Anrufhistorie etc. in "Slidern", die durch Anwählen mit den Pfeiltasten vergrößert werden bzw. durch Rollen nach links oder rechts mehr Informationen darstellen. Nun sind manche Informationen subjektiv eher nebensächlich, andere wichtig, und man möchte die wichtigen natürlich nach oben in der Ansicht packen (bei mir die Emails, das Wetter und die Termine). Genau dies geht aber nicht.

Das wäre für sich genommen nicht so schlimm, könnte man auf die XML-Datei zugreifen und diese modifizieren, aber leider versteckt diese sich durch einen Schreibschutz vor jedem Zugriff.
Das HTC S740 ist mit Bluetooth, WLAN, UMTS, HSDPA als Messaging-Gerät gut positioniert, und durch die ausschiebbare Tastatur lässt es sich für Emails, Chats und Kurznachrichten gleichermaßen verwenden. Die Tastatur ist auf Grund ihrer (aus der Gerätelänge resultierenden) Breite erst einmal gewöhnungsbedürftig, nach einer gewissen Gewöhnungszeit aber kommt man damit so gut klar, dass die Texteingabe schnell und relativ fehlerfrei stattfindet. Warum allerdings HTC vom Standardverfahren der Eingabe von Umlauten (Buchstaben drücken und dann Fn+Space) abgewichen ist und die Umlaute im Menü der Symbole versteckt, das weiß wahrscheinlich auch nur HTC selbst.

Das integrierte GPS des S740 tut seinen Dienst schnell und stabil. Auch wenn als "Navigationssoftware" nur Google Maps installiert ist, konnte das Gerät im Test mit Route 66 durchaus überzeugen. Ist der Satellitenalmanach einmal ausgelesen und die empfangbare Satelliten bestimmt, findet es die aktuelle Position in kurzer Zeit und setzt sie auch in schlechten Umgebungsbedingungen gut um, seien es hohe Häuser, Blätterdächer oder ein bedeckter Himmel.
Die Telefonqualität ist auf beiden Seiten ordentlich, die Empfangsqualität stabil. Auch an bekannt schwachen Ecken des Mobilfunknetzes hält das S740 die Verbindung noch ohne signifikante Einbußen an Sprachqualität oder Aussetzer.

Preis:

EUR 409,90 hier

Fazit:

Jetzt wird´s subjektiv: Kann man dem S740 etwas vorwerfen? Eigentlich nicht, wenn, dann nur sein Design. Ich bin der klassische "Gerät in der Hosentasche"-Anwender, und dafür ist das S740 definitiv nicht gemacht. Wo ein Sony Ericsson XPERIA X1 noch nicht stört, ist das S740 - obwohl es ungefähr das selbe Volumen hat - durch seine Länge immer irgendwie im Weg. Durch diese Länge und die Entscheidung, sowohl eine Nummerntastatur als auch einen darüber liegenden separaten Block mit Rufannahme-/-endetaste, Steuerkreuz und anderen Hardwaretasten zu integrieren, liegt die Nummerntastatur sehr tief, beim einhändigen Tippen einer Nummer droht das Gerät immer, nach hintern wegzukippen.
Für mich sind Smartphones immer die "kleinere und transportablere Version eines PDAs" gewesen, die ohne signifikante Funktionseinbußen leichter in einer Hosen- oder Hemdtasche zu verstauen waren. Das HTC S740 ist in der selben Größen- und Gewichtsklasse wie ein alleine auf Grund seiner höheren Displayauflösung deutlich leistungsfähigeres XPERIA X1 oder andere Geräte. Damit stellt sich die Frage: Warum? Hätte HTC die Größe bei 75% der jetzigen gelassen, dann würde ich das Gerät lieben. So werde ich trotz aller Mühen nicht warm damit.
Keine Frage: technisch und funktional ist das Gerät top. Das Design ist nicht mein Ding, aber da sollte sich jeder potentielle Anwender selber ein Bild von machen und eine individuelle Entscheidung treffen.

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